Seit der Mandeltorte mit Kirschfüllung und Swiss Meringue Buttercrème ist bei mir das absolute Tortenfieber ausgebrochen und die Experimentierfreude kennt keine Grenzen mehr. Herausgekommen ist eine Orangentorte mit veganem Orangenbiskuit.
Veganer Orangensbiskuit?
Wer sich ein bisschen auf meinem Blog umgeschaut hat, wird schnell erkennen, dass ich mich weder vegetarisch noch vegan ernähre. Ich esse bewusst Fleisch, achte darauf nicht jeden Tag Fleisch zu essen und wenn dann regional produzierte Fleischerzeugnisse. Wieso dann also veganer Orangenbiskuit? Vegan zu Backen ist eine ganz neue Herausforderung für mich, keine Eier, keine Milchprodukte, keine Gelatine. Man könnte jetzt meinen all diese Zutaten wegzulassen sei eine grosse Einschränkung. Ich persönlich finde jedoch, dass es meinen Horizont erweitert hat.
Ich habe mich intensiver mit den Zutaten eines Teiges und deren eigentliche Backeigenschaften beschäftigt. Was lässt einen Teig aufgehen, was braucht es alles für eine gute Teigstruktur, welche Ingedienzen beeinflussen den Geschmack massgeblich? Es geht bei meinen veganen Backversuchen allerdings nicht nur um das Experimentieren, grade am Wochenende wenn mich die Backlust packt aber kein Laden mehr offen hat, muss ich des Öfteren improvisieren. Wie oft ist das letzte Ei im Kühlschrank sonntags ganz gedankenverloren als Frühstücksei auf dem Tisch gelandet, obwohl ich nachmittags doch noch einen Kuchen backen wollte!
Warum es keine komplett vegane Torte geworden ist
Eigentlich wollte ich die Orangentorte mit veganem Orangenbiskuit komplett vegan herstellen, aber wie das halt manchmal ist, wenn man etwas Neues ausprobiert, ist die Konsistenz meiner Kokoscrème nicht ganz so geworden wie erhofft. Ich habe also wieder eine Swiss Meringue Buttercrème für das Finish verwendet. Ich liebe diese Crème, sie ist so simpel in der Herstellung und super zu verarbeiten. Durch die verwendeten Eiweisse leider nicht vegan, aber daran arbeite ich momentan noch. Ich habe ein ganz tolles Italian Meringue Crème Rezept mit Aquafaba gefunden, das ich demnächst ausprobieren werde. Hoffentlich mit mehr Erfolg als mit der Kokoscrème…
Dekorative Interpretation eines goldigen Herbstnachmittags
Als ich die Orangentorte mit veganem Orangenbiskuit dann fertig überzogen hatte, ging ich in den Garten um die letzten Herbstsonnenstrahlen bei einem Tässchen Kaffee zu geniessen. Mein Blick schweifte über die bunte Blätterpracht. Rot, Gold, Gelb, herrlichster Indian Summer hinter dem Haus. Und zack hatte ich die Idee für die Tortendekoration. Ich wollte schon länger einmal einen Ombré-Effekt ausprobieren, wieso also nicht in herbstlichem Gelb? Und weil ich noch gezuckerte Rosenblätter von einem anderen Backprojekt übrig hatte durften die auch noch mit auf die Torte, ein bisschen romantisch darf es ab und an schon sein 🙂
Das Rezept für den veganen Orangenbiskuit kann alternativ auch mit Zitrone oder Limette abgewandelt werden, je nachdem was besser zu deiner Füllung passt. Da ich mich für eine Art Orangenkonfitüre entschieden habe als Tortenfüllung, war abgeriebene Orangenschale mein Favorit für das Biskuitaroma. Der vegane Biskuit ist ein wenig schwerer als „normaler“ Biskuit, dafür aber auch nicht so trocken wie manch Eierbiskuit und nimmt Feuchtigkeit sehr gut auf. So kann man ihn zum Beispiel noch mit Säften oder alkoholischen Getränken beträufeln und weiter aromatisieren. Der Fantasie sind hier wie immer keine Grenzen gesetzt, hauptsache die Kombination macht dich fröhlich 🙂
Orangentorte mit veganem Orangenbiskuit
Zutaten
veganer Orangenbiskuit
- 420 g Mehl
- 2 EL Stärke
- 2 Pck. Backpulver
- 240 g Zucker
- 2 Pck. Vanillezucker
- abgeriebene Schale von 2 unbehandelten Orangen
- 170 ml Rapsöl oder Sonnenblumenöl
- 420 ml Sprudelwasser
Orangenfüllung
- 3 Orangen
- 2 EL Zucker
- 10 EL Wasser
- 1 Prise Zimt
- 3 TL Stärke
- 7 TL Wasser
Schweizer Meringue Buttercrème
- 3 Eiweiße
- 180 g Zucker
- 250 g Butter Zimmertemperatur
Anleitungen
veganer Orangenbiskuit
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Den Backofen auf 175ºC Ober- und Unterhitze vorheizen.
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Mehl, Stärke und Backpulver zusammen in eine Schüssel geben. Zucker, Vanillezucker und die abgeriebene Orangenschale dazu geben und mit der Küchenmaschine gut verrühren.
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Öl und Wasser zum Teig geben und unterrühren bis sich die Klümpchen aufgelöst haben.
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Den Boden der Backform mit Backpapier auslegen. Die Seiten NICHT einfetten.
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Den Biskuitteig nun in zwei gleiche Hälften teilen. Ich wiege hierzu die komplette Masse ab und teile sie dann durch zwei.
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Den Teig in die Backform füllen und im Backofen auf mittlerer Schiene ca. 25-30 Minuten backen. Um zu prüfen, ob der Biskuit schon gut ist, die Stäbchenrobe machen. Die Backform auf ein Kuchengitter stellen und abkühlen lassen.
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Den ersten Boden ca. 5 Minuten abkühlen lassen und mit einem Messer vom Rand der Springform lösen und aus der Form nehmen. Die Backform abwaschen erneut mit Backpapier auslegen und den zweiten Boden backen. Diesen dann auch wieder abkühlen lassen und aus der Form lösen. Die Böden können gut auch einen Tag vor Fertigstellung der Torte vorbereitet werden. Nach dem Abkühlen in Frischhaltefolie einwickeln und im Kühlschrank lagern.
Orangenfüllung
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Die Orangen filetieren und den Saft auffangen. Die Orangenfilets in Stücke schneiden. Orangensaft und Orangenstücke in einen Topf geben und zusammen mit Zucker, 10 EL Wasser und Zimt aufkochen.
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Die Stärke mit dem Wasser in einer kleinen Schüssel verrühren bis die Klümpchen aufgelöst sind. Zur Orangenmischung in den Topf geben, 1 Minute weiterkochen und dann vom Herd nehmen. Beim Abkühlen zieht die Masse an und wird fester. Die Konsistenz ist perfekt, wenn die Orangenfüllung einer festen Konfitüre gleicht.
Schweizer Meringue Buttercrème
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Das Eiweiss zusammen mit dem Zucker in eine grosse Rührschüssel geben und über dem Wasserbad mit dem Schneebesen von Hand leicht geschlagen, bis die Masse warm ist und der Zucker sich komplett aufgelöst hat. Das dauert ca. 5 Minuten.
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Um zu testen ob der Zucker sich aufgelöst hat einfach etwas Zuckermasse zwischen die Fingerspitzen geben und fühlen, ob es noch Körner hat, wenn nicht ist die Masse perfekt. Die Masse nun in die Küchenmaschine geben und mit dem Schneebesen bei hoher Geschwindigkeit solange schlagen, bis sich beim Herausziehen des Schneebesens feste Spitzen bilden und die Masse komplett abgekühlt ist. Das dauert ca. 10 Minuten.
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Die Geschwindigkeit der Küchenmaschine etwas herunterfahren und bei mittlerer Geschwindigkeit die weiche Butter esslöffelweise nach und nach einrühren. Sollte die Masse ausflocken vom Schneebesen auf den Rühraufsatz (nicht der Knethaken, der andere) wechseln und weiter rühren bis die Masse wieder cremig ist.
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Die Buttercrème hält sich bis zu 3 Tagen im Kühlschrank oder bis zu einem Monat in der Tiefkühltruhe. Nach dem Einfrieren auf Zimmertemperatur erwärmen lassen und nochmal cremig aufrühren.
Zusammensetzen & Dekorieren der Torte
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Hilfsmittel:
Tortendrehplatte, alternativ drehende Käseplatte
Tortenschneidedraht oder scharfes Brotmesser
Teigspachtel
Flache Palette oder Winkelpalette
Cakeboard (flache feste Unterlage für den Kuchen)
Alle Hilfsmittel bereitlegen. Das Cakeboard auf 18,5-19 cm Durchmesser zurechtschneiden.
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Zunächst schneidet man die Biskuitböden in 2 Schichten, das heisst horizontal in der Mitte durchschneiden. Ich mache das mit einem Tortenschneidedraht, wenn man akkurat arbeitet geht es aber auch mit einem scharfen Brotmesser, wichtig ist, dass die geschnittenen Böden überall gleich hoch sind. Ich überlege mir an dieser Stelle schon welcher Boden der schönste bzw. geradste ist, diesen verwende ich als obersten Boden und lege ihn beiseite.
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Die Buttercrème in einen Spritzbeutel mit einer runden grösseren Lochtülle geben. Einen Klecks auf das Cakeboard (welches auf der Drehplatte steht) geben und mit dem Teigspachtel oder der Palette flach verstreichen. Den ersten Boden mittig auf das eingestrichene Cakeboard legen und leicht andrücken.
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Mit der Spritztülle einen ca. 0,5 cm hohen Rand entlang dem Tortenbodenrand spritzen und dann innen ca. 0,1 cm dick flächig aufspritzen. Ich spritze hierzu einfach einen grösseren Klecks in die Mitte und verstreiche diesen mit der Palette bis zum Rand. Wichtig ist, dass der äussere Rand höher ist als die innen verteilte Masse, damit die Füllung nachher nicht rausläuft.
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Die Orangenfüllung mit einem Esslöffel innerhalb des Crèmerandes verteilen bis die Füllung insgesamt überall gleich hoch ist.
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Den zweiten Boden mittig auflegen, leicht andrücken und wieder befüllen. Den dritten Boden mittig auflegen, leicht andrücken und wieder befüllen. Den vierten und letzten Boden mittig auflegen und leicht andrücken. Nun ist die Torte fertig befüllt.
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Danach die Torte aussen zunächst mit einer dünnen Schicht Buttercrème einschmieren, das ist die Krümelschicht. Diese fängt Krümel auf und hilft im weiteren Verabreitungsverlauf die Buttercrème besser auftragen zu können. Nach dem Aufbringen der Krümelschicht die Torte für 15 Minuten in den Kühlschrank stellen.
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Die Torte danach mit einer dickeren Schicht Buttercrème bestreichen und mithilfe eines hohen Cake Scraper aussen herum und auf der Oberseite glatt abziehen. Dies benötigt etwas Zeit, je nach Perfektionismusgrad kann dies bis zu 1 Stunde dauern.
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Für die Färbung der Torte habe ich etwas Buttercrème in 2 Orange/Gelb-Nuancen eingefärbt und dann mit einer kleinen Winkelpalette aufgetragen um einen Ombré-Effekt zu erhalten. Die Blütenblätter auf der Oberseite sind gezuckerte Rosenblätter. Hierzu habe ich ungespritzte Rosenblätter aus dem Garten mit Eiweiss bepinselt, in Zucker gewendet und dann 3 Tage auf dem Kuchengitter trocknen lassen.